von Mandi 16.03.2020
Mit Dandara: Trials of Fear kommt ein neues Metroidvania, in dem sich Erforschung und Action die Waage halten. Was dieses Pixelwunder so mit sich bringt, lest ihr im Review!
Worum geht’s in Dandara: Trials of Fear?
Die Salzwelt steht kurz vor dem Zusammenbruch. Die Bürger werden nun von der Eldar-Armee unterdrückt und einsam. Noch ist jedoch nicht alles verloren, denn aus diesem Äther der Furcht taucht eine Heldin auf, die namensgebende Dandara. Die Rebellin wird von euch gesteuert und kann mühelos durch die Levels gleiten. Eine Einschränkung hat die Heldin allerdings – sie kann nur auf weißen Flächen voller Salz landen. So trotzt ihr der Schwerkraft, indem ihr euch über Böden, Wände und Decken hangelt. Wie es sich für ein ordentliches Metroidvania gehört, werdet ihr mit jedem Kampf stärker. In Dandara: Trials of Fear sammelt ihr Salz, das ihr weiter verwenden könnt.
Mit dieser wertvollen Ressource lassen sich etwa eure Lebenskraft upgraden, oder etwa die Heilung verstärken, die ihr beim Benutzen eines Gegenstandes in Form von Herzen zurückbekommt. Gleichzeitig schaltet ihr durch Erforschung gewisse Mechanismen frei, wie etwa Plattformen, die sich waagrecht und senkrecht fortbewegen können. Nur durch gewissenhaftes Suchen kommt ihr weiter, Schritt für Schritt könnt ihr weitere Umgebungen freischalten. So erkundet ihr verborgene Mysterien und Geheimnisse der Salzwelt sowie ihre vielfältigen Charaktere. Damit das überhaupt machbar ist, gibt euch Dandara: Trials of Fear ein paar Hilfen an die Hand.
Ihr seid nicht allein
Die Fortbewegung im Spiel gestaltet sich etwas spezieller, als man es bislang von anderen Titeln gewöhnt ist. Da sich Dandara nur auf salzigen Oberflächen hinstellen kann, müsst ihr immer von Kante zu Kante springen. Mit Maus und Tastatur funktioniert das nur unzureichend, viel eher könnt ihr mit einem Controller schnell gute Erlebnisse einfahren. Um der Erforschung nicht hilflos ausgeliefert zu sein, gibt es so wie in Ori and the Will of the Wisps eine gute Mini-Karte. Sie zeigt euch exakt an, wo ihr schon gewesen seid, welche Ausgänge es wo gibt und als Bonus seht ihr auch farbig markiert, welche Mechanismen dort wirken. Beispielsweise wird Beton (der Fortschrittsverhinderer) in blau angezeigt, Plattformen in grün und lila.
Lagerplätze sind hier und da vorhanden, sie könnt ihr zur Heilung und zur Stärkung eures Charakters verwenden. Manchmal sind auch sogenannte Flaggen der Freiheit in den Levels verteilt – sie sind klassische Checkpoints und bringen euch beim Sterben dorthin zurück. Spannend ist übrigens auch, dass Dandara: Trials of Fear hier sich eines klassischen Souls-Mechanismus bedient: Wenn ihr sterbt, hinterlasst ihr eine leuchtende Hülle (eine Erinnerung) an diesem Punkt. Wenn ihr im nächsten Durchlauf diese Hülle berührt, bekommt ihr euer Leben zurück und auch all euer gesammeltes Salz. Es ist natürlich hilfreich, das Salz sofort in Upgrades zu stecken – doch oft kommt es anders, als man denkt…
Zwischen hektisch und strategisch
Durch die unkonventionelle Fortbewegung werden manche Dinge in Dandara: Trials of Fear zu einer Herausforderung. Beispielsweise sind manche Fallen so geschaltet, dass ihr etwa eine Sekunde Zeit habt, nach dem Auslösen wegzuspringen. Normalerweise ist das kein Thema, doch wenn ihr immer zuerst zielen müsst, wohin ihr springen möchtet und das dann nur auf salzigen Oberflächen funktioniert, können Ungeübte schon mal ins Schwitzen geraten. Die Elektrofallen lassen sich so relativ rasch überwinden, doch dafür kommen schnell andere Dinge auf, die euch in den Weg geraten. Die Gegner sind da eine Sache davon.
Sie reichen nämlich von leicht unangenehm bis richtig frustrierend – die Armee von Eldar ist mit vielen Mannen bestückt. Fernkämpfer haben so wie ihr eine gewisse Aufladezeit vor dem Angriff, dafür aber eine größere Reichweite. Nahkämpfer können fast sofort losstechen, kommen aber mit ihrer Attacke nicht weit. Dandara hingegen hat neben ihrer überlegenen Mobilität eine Reichweite mit ihrem Angriff, die zwar jene der Nahkämpfer übertrifft, gegen Fernkämpferfeinde aber das Nachsehen hat. Es gilt also, schon vor der Bewegung nachzudenken, wie man die nächsten Gegner ausschalten kann. Anfangs sind immer nur zwei oder drei Feinde gleichzeitig am Screen, doch das kann sich rasch ändern…
Die Technik von Dandara
Die Optik des Spiels ist zweifelsfrei polarisierend. Pixel-Look in dieser Granularität kommt bei manchen sehr gut an (mir gefällt’s), andere wiederum können mit dieser Indie-Grafik absolut nichts anfangen. Nichtsdestotrotz drückt dies die Anforderungen an den hiesigen PC enorm, und die farbenfrohe Welt mit tollen Animationen wird auf so gut wie allen Rechnern flüssigst dargestellt. Dandara: Trials of Fear kann aber weniger mit der Optik punkten, vielmehr bekommt das Game Pluspunkte für die hervorragende musikalische Untermalung. Sowohl die Soundeffekte als auch die Background-Samples fügen sich klasse ins Gesamtgeschehen ein und lassen euch nicht so schnell los. Zwar fehlt mir bei den Titeln ein wenig der Ohrwurm-Charakter, aber das muss ja nicht zwingend sein.
Ebenso zwiespältig verhält es sich mit der Steuerung des Games. Das Internet, insbesondere die Steam-Website zum Spiel, ist voll des Hasses über das verhunzte Handling mit Maus und Tastatur. Da Dandara: Trials of Fear grundsätzlich auf Touchscreens veröffentlicht wurde, ist die Transition zweifelsohne eine knifflige. Ich muss den Stimmen leider recht geben: Nur mit einem Gamepad wird man beim Spielen dieses Titels auf einem PC wirklich glücklich. Zwar hat das Trials-Update Verbesserungen vorgenommen, doch gerade in späteren Levels ist ein Gamepad unabdingbar. Das ist jetzt aber keine große Sache, schließlich käme man auch nicht auf die Idee, andere Metroidvania-Games mit Maus und Tastatur zu spielen. Oder?
Fazit zum Spiel: Ein guter Port von Touchscreens
Das Pacing des Titels ist ein wenig unbalanciert: Mal müsst ihr euch rasch fortbewegen, dann aber wieder schnell einbremsen. Schließlich könnt ihr euch nicht gleichzeitig bewegen und euren Angriffen widmen, diese wollen kurz aufgeladen werden. Gerade bei Zwischenbossen und auch in späteren Levels wird das Handling ein wenig zum Stolperstein, der Dandara: Trials of Fear von einer höheren Wertung abhält. Dabei gibt es so viel zu wertschätzen: Der mit Liebe zum Detail gestaltete Pixel-Look vermag schnell zu gefallen, nicht nur bei Leuten, die mit dem brasilianisch angehauchten Stil etwas anfangen können. Die musikalische Untermalung des Games bringt die Stimmung auch zu den Ohren.
Dass die Fortbewegung der Hauptheldin Dandara ein wenig umständlich ist, verfliegt nach der ersten Spielstunde. Kleinere Frustrationsmomente bleiben allerdings nicht aus, spätestens, wenn ihr es mit Gegnern zu tun habt, die durch Wände gehen können – da seid ihr schon schwer im Nachteil. Doch Dandara: Trials of Fear macht als Erforschungsspiel einiges richtig, und das stete Stärkerwerden macht richtig viel Spaß. Zwar ist dieser Ableger kein absolutes Pflichtspiel, doch wenn ihr Fans von Metroidvanias seid und das Erforschen liebt, könnt ihr Dandara: Trials of Fear durchaus eine Chance geben. Um einen Preis von 15 Euro habt ihr hier einige Stunden der Herausforderung vor euch – ihr braucht nur ein Gamepad, dann seid ihr prima dafür gerüstet!
Wertung: 7.5 Pixel
für Dandara: Trials of Fear Test (PC): Erforschen einmal anders von Mandi